Gar wichtigste Themen umkreisten die Medien in den vergangenen Wochen. Nicht nur, dass, aus nachvollziehbaren Gründen, vor diesem Hintergrund die aktuellen Berichterstattungen über Frauen in den Hintergrund gerieten. Nein -denn: Sie wurden vollkommen ignoriert.
Um nun dieser vernachlässigten Spezies mit schwarzer Bilderrahmenbrille und coloriert flotter Kurzhaarfrisur, wieder die entsprechende Aufmerksamkeit zu gönnen, starteten unsere Online-Zeitungen in den vergangenen Tagen eine wohl ‚hochnotpeinliche‘ Aktion der Sonderberichterstattung über Autorinnen.
Und alle waren sie dabei; die „Zeit“ dieses mal wirklich kritsch korrekt vornan:
Miranda July: Erwachsenenspiele
Jetzt erscheint nach all den Kurzgeschichten und Filmen Julys Debütroman: Der erste fiese Typ.
[..] Oder besser gesagt: Männer kommen gar nicht mehr so richtig vor, höchstens noch als ausgelutschte Hüllen, die keiner braucht. Männlichkeit hingegen wird von der Erzählerin und anderen Frauen eifrig erkundet, besonders gern die ekelhaften Seiten.
Es ist selten, so etwas in dieser Zeitschrift zu lesen, die sich sonst vornehmlich mit Fragen rund um die Frau beschäftigt. Und es fällt auf, dass es diesmal ein Mann ist, Lars Weisbrod, der offensichtlich mal Klartext schreibt:
„Und noch als Anmerkung: Jemand sollte mal schreiben „Frauen, ausgelutschte Hüllen, die keiner braucht.“ Die Gewalt, die hier ausgeübt wird und die grundgesetzwidrige Diskriminierung ist den Autorinnen wahrscheinlich in keiner Weise bewusst. Hauptsache die innere Unzufriedenheit wird irgendwie kompensiert. Bloß an sich selbst nichts ändern.“
Das geht natürlich gar nicht, das ist „Mansplaining“, also unaufgeforderte männliche Besserwisserei – und eine „Welt“ schreibt im Anschluss daran sofort darüber, denn eine andere Autorin, Rebecca Solnits, weiß es selbstverständlich besser:
Wie Frauen sich fühlen, wenn Männer sie belehren
In Amerika macht ein neues Wort die Runde: „Mansplaining“ bezeichnet das Phänomen, dass Männer den Frauen ständig die Welt erklären wollen. Feministinnen sehen darin eine Methode, Macht auszuüben.
Ja – macht aber nichts! Denn gerade diese Sorte der holden Weiblichkeit im Stadium permanenter ‚Selbstbenabelungsschau‘ hat den ganzen und lieben langen Tag nichts Besseres zu tun, als sich introvertiert, nach unten schauend (ob Smartphone dabei oder nicht) zu beobachten und gleichzeitig permanente Benachteiligung zu wittern.
Und dann ist ‚frau‘ empört, fordert PC (Political Correctness für eine Sorte Mensch) und krakeelt dabei von so etwas:
„Da ist zum Beispiel der Umstand, dass bei Solnit zwischen dem schlechten Benehmen bei Small Talks und der Vergewaltigung von Frauen ein Kontinuum besteht. In ihren eigenen Worten: „Das geschilderte Gesprächsverhalten ist eine Methode, im höflichen Diskurs Macht auszuüben – die gleiche Macht, mit der auch im unhöflichen Diskurs und durch Akte körperlicher Einschüchterung und Gewalt Frauen zum Schweigen gebracht, ausgelöscht, vernichtet werden – als Gleichwertige, als Partizipierende, als Menschen mit Rechten und viel zu oft schlicht als Lebende.“ Absurd und völlig überzogen, würde der Herrklärer befinden und sofort zu einer Suada ansetzen, das eine habe mit dem anderen nichts zu tun …“
Natürlich, ist klar jetzt, die ‚Frauklärerin‘, wenn man schon solche albernen Kreationen einer Wortschöpfung benutzt, gibt es natürlich nicht. Und schon gar nicht im Umfeld von Familie, Windeln, Kochen, Müll herunterbringen und Geld heranschaffen etc.
„Wom(en)splaining“ ist eine reine Phantasie von patriarchalischen Männern?!
Womsplaining
Nun, dazu kann man ja mal die „Ausgelutschte Hülle“ befragen und mag sich als Frau über so manche Antwort darüber wundern. Zum Beispiel, warum jeder Mann ‚begeistert‘ ist, wenn eine Frau klagend sagt: „Wir müssen reden!“
Denn das ist keine Bitte oder Aufforderung, sondern eine Drohung.
Aber Hauptsache, in solchem Reden kommt es nicht zum Mansplaining, denn es geht doch nur um Sie; jenes gefälligst anzubetende weibliche Wesen.
Und wenn nichts mehr hilft, dann wirft man ihm eben „Manspreading“ vor, was das breitbeinige Sitzen in öffentlichen Verkehrsmitteln anbetrifft.
Sicher wird nun jeder Mann sofort Verständnis dafür haben, wenn neben ihm eine Frau drei Shoppingtüten zwischen ihren Beinen hat – und die Handtasche im Bus überdimensioniert neben sich platziert.
Denn Platz ist ja bekanntlich auf der kleinsten (Sitz-)Ecke.
Haupsache man ’splained‘ dabei nicht und hält die Klappe.
Nun, wer oder was ist denn hier ausgelutscht?
#NotAllWomen …
PS: Lesenswerte Kommentare zum Artikel der Frau von „Welt“
Matze sagte:
Unter dem Zeit-Artikel kommentierte eine (vermutliche) Frau:
„Das is mir mindestens zwei Nummern zu krass. Wir brauchen Männer, so richtige, starke! Nicht solche, die durch die mittlerweile extrem nervige und an vielen Stellen einfach überflüssige Emanzipation völlig verunsichert sind. Also Jungs, nicht lesen und Mädels, schaltet mal zwei Gänge runter. Ohne Männer wären wir auch nix!“
Sie checken es nicht…
Es ist wie wenn argumentiert wird das man ja was für die Bildung von Jungen machen müssen, denn wir wollen ja schließlich gute Partner für unsere Töchter. Das macht ja selbst Hoff Sommers.
Es ist wie Esthar Vilar sagte:
„Alle Eigenschaften eines Mannes, die der Frau nützen, nennt sie männlich, und alle, die ihr nicht nützen und auch sonst niemandem, nennt sie weibisch.“
Auch diese Kommentatorin denkt zuerst an sich und den Nutzen den Frauen aus Männern ziehen.
Emannzer sagte:
Yep, Matze
Das scheint mir dieses „Wasch-mich-aber-mach-mich-nicht-nass“ Syndrom zu sein, welches ich u.a. bei der ansonsten durchaus streitbaren Birgitt Kelle wahrnehme.
Vielleicht sollten sich die Männer, die man als ausgezutzelte Hüllen im Sinne von Weißwürsten wahr nimmt oder darzustellen versucht, mal darüber wundern, warum sie einseitig lediglich nur noch eines werden: ausgenutzt!
Forderungen und Anwürfe von Morgens bis Abends eben:
– ohne jede erbrachte Gegenleistung
– Gleiche Pflichten stören da natürlich nur
– Ein „Zotteliges Nutztier“ (A. Roslin); wohl wahr …
Danke für deinen Beitrag und das Zitat dieser Kommentatorin.
aga80 sagte:
Es geht doch immer um Gleichberechtigung.
Leider lässt sich das Verhalten dieser speziellen Frauen auf Rosinen Picken und Mimimimimimimimimi her unterbrechen.
#ich_kotz_gleich
lawgunsandfreedom sagte:
Komisch, daß die Frauen in meiner nächsten Umgebung nicht so drauf sind. Es sind also nur die Befindlichkeiten einer kleinen Minderheit, die versuchen mit ihren „Geschichten“ eine Realität abzubilden, die es so gar nicht gibt.
Emannzer sagte:
Mein Reden seit Jahren: ‚Minderheitenterror‘
– nicht nur bei diesem Thema …
ErdbeerX sagte:
„Clee verprügelt Cheryl. Es ist aber kein Missbrauch, wie der Erzählerin irgendwann aufgeht, sondern ein „Erwachsenenspiel“.“
Ich, als natur – staßenköter – blond und dann auch noch Frau musste das erst ein paar Mal lesen und verinnerlichen. Dann ist der Groschen gefallen.
Gewalt einer Frau gegen eine Frau. Hey – das ist gar nicht so wild. Denn als sie schafft wurde, da hat sie doch gemerkt, dass sie das auch wollte.
Aha. Irgendwie erinnert mich das an etwas Böses. Das machen aber nur Männer mit Frauen und hat mit Gewalt zu tun …
Und dann:
„Männlichkeit hingegen wird von der Erzählerin und anderen Frauen eifrig erkundet, besonders gern die ekelhaften Seiten. Was soll man sagen: Mehr Gender-Fortschritt geht eigentlich nicht.“
Ah! So!
Also wenn Frauen die von ihnen bei Männern als besonders ekelhaft befundenen Seiten an anderen Frauen erkunden, dann ist das ein Genderfortschritt.
Sorry. Das ist das blödeste, das ich je gehört habe. Das Buch kann ja nur von einer Frau sein. Die Erkenntnis eines Wäre die fusspilzkranke, colasaufende Clee, die in ihrem Siff im Schlafsack dümpelt – ein Kerl, dann würden Ringelschwanzträgerinnen aufkreischen. #
Oder aber: Keine Sau würde sich für diesen Humbug interessieren.
Und dann outet sich doch die Autorin noch ihrer eigenen Fantasien: „Sie stellt sich vor, wie sie als Mann ihre Mitbewohnerin durchnimmt.“ Da gibt es einen Ausdruck, der nennt sich Penisneid. Was anderes fällt mir dazu nicht ein.
Aber das Buch hat ja ein Happy End … Glücklicherweise.
Eine der Genderfortschrittlichen – die Fusspilzkranke – wird schwanger. (Irgend so ein böser Kerl war dann also doch gut genug! Oder aber wir schreiben das Jahr Null … Und die Henne aller Küken schickt ihre Tochter zu uns … )
Doch – keine Angst … „Die familiäre Ordnung ist wiederhergestellt (nur ohne Mann und ohne Biologie, aber die braucht keiner).“
Bravo.
Ich kotze mit.
Danke Emannzer, dass Du uns in den Abgrund der verlegten Literatur hast sehen lassen. Ich denke, ich kaufe mir morgen Wolle und eine Stricknadel, wenn es solche Storys braucht, damit die Welt inne hält und einen Artikel bringt.
Kaum zu glauben. In welche Feuchtgebiete wollen sie noch einreiten mit ihrem Unfug?
ErdbeerX
Emannzer sagte:
Gute Rezension, ErdbeerX, danke dafür. Und ja, du hast recht: Das ist das Blödeste, was ich jemals gehört oder gelesen habe.
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