Oder, wie es die „Welt“ zum Valentinstag via Birgit Kelle formulierte: „Unsere Gesellschaften regen sich über geschredderte Hühnchen auf, aber das Töten von Embryonen ist kein Aufreger mehr. Willkommenskultur für Kinder? Stattdessen frisst der Feminismus seine Töchter.“
Nun ja, da liegt einiges an Wahrheit drin, in dieser Aussage. Und jene Mein-Bauch-gehört-mir-Fraktion dürfte ähnlich kollabieren, wie abgetriebene Väter oder auch diese militante Peta-Truppe. Geschreddert werden allerdings immer Hähne (Klickbild). Die Hühner landen meist im Wienerwald oder in der Tiefkühltruhe.
Das glaubt man nicht? Nun denn, wohlan, hier der Link und ein Auszug aus dem Artikel zum obigen Bild. Die Überschrift entspricht nicht dem Artikelheader, passt aber ebensogut, liest man den Beitrag bei „n-tv“:
Männliche Küken gelten in der Legehennen-Zucht als unerwünschtes Nebenprodukt. Da sie später keine Eier legen, betrachten die Brütereien sie als nutzlos. Auch lassen sich die Hähne nur schlecht mästen, haben also zu wenig Fleisch zu bieten. Die Folge: Jahr für Jahr werden hierzulande rund 48 Millionen männliche Küken kurz nach dem Schlüpfen getötet. In der Geflügelindustrie spricht man von Eintagsküken.
Das Vorgehen ist brutal: Mit routiniertem Blick sortieren Mitarbeiter des Geflügelbetriebs die männlichen Küken aus. Sie werden – noch quietschlebendig – auf ein Fließband gesetzt. Dieses transportiert die Tiere zu einem Industrieschredder. Der zerhäckselt sie bei lebendigem Leib. Bislang gibt es zu diesem Verfahren, dem Kükenschreddern, nur eine Alternative: die Gaskammer. Hier sterben die Küken innerhalb weniger Minuten, weil sie keinen Sauerstoff mehr, sondern nur noch Kohlendioxid einatmen.
Gaskammer? Nö, dann schon lieber shreddern, ausschaben, oder zu Brei verarbeiten, denn im Resultat sieht es bei einer Abtreibung nun mal so aus. Ob einem das nun passt oder nicht. Es ist die Realität, welche dahinter steht und eine Trigger-Warnung ist an dieser Stelle absolut nicht angesagt.
Oder wären Begriffe wie Abfall- oder ‚Mitesser‘-Entsorgung an dieser Stelle besser, weil das irgendwie humaner klingt? Es ist nur eine simple Frage, überlegt man sich, wer das meiste Geld verdienen muss und welche Seite es auf Shopping-Trips gern herausschmeißt. Alles inklusive „Bag-Spreading“ in der U-Bahn und ohne jede Rücksicht auf die Sitzplätze und den Nachbarn. Optimal ist dabei, natürlich noch einen „Wau-Wau“ neben sich zu wissen.
Um es klar zu sagen: Es gibt bestimmt Gründe für einen Abort und ganz sicher auch eine Menge Gegenargumente. Das ist ein unendliches Feld von Fehden und einem vielen Für und Wider. Aber ebenso klar zu sein scheint, dass es keine Fließband-Reproduktion (im durchaus gemeinsten Sinne des Kontextes) sein sollte.
FELIDAE & SHOPPING-QUEENS
Während manchen Menschen bei Katzenbildern ein „ach wie süß“ entfährt, sehen sie regungslos zu, wenn das Abfallprodukt Hahn zu Futter verarbeitet wird. Ist solchen Leuten eigentlich klar, dass diesen, ach so süßen Babys, ein ähnliches und ungeborenes Schicksal bevorstehen kann? Nur eben als Hormocenta-Creme.
Noch mal: Es geht nicht um das Thema, ob man etwas grundsätzlich und fundamentalistisch beurteilt, sondern darum, warum man Katzenbabys süß findet aber kein Problem damit hat, angehende Hähnchen schon nach der Geburt zu zerhacken bzw. pränatales Leben schon vor dem ersten Schrei und Atemzug in den Orkus zu werfen. Und es wirft auch die Frage auf, warum man das obige Bild irgendwie knuddelig findet und dennoch in die Gynäkologen-Praxis marschiert.
In den USA ist es ja teilweise schon Usus, ein Kind abzutreiben, wenn das Geschlecht nicht den erwünschten Anforderungen entspricht. In islamistischen Ländern sieht man lieber zu, „Mädchen“ so schnell wie möglich loszuwerden. Also eher die postnatale Variante einer Geschlechterwahl. Aber wehe, die Familienehre wird irgendwie befleckt.
Man mag sich damit trösten, dass es durch die „Pille danach“ ja nun humaner ist. Aber ist dem wirklich so – oder möchte man sich der schrecklichen Vorstellung von ‚Matsch‘ damit nicht vereinfachen?
Letzteres ist ein Zustand, der tagtäglich geschieht. In Hühnerfarmen und Arztpraxen. Wo ist denn da der Unterschied? Na ja, einen kleinen gibt es: Beim Schlucken der erwähnten Pille mag es so sein, dass das Herz noch nicht schlägt. Beim Abort innerhalb der letzten sechs Wochen tut es dies allerdings sehr wohl.
FIES – IST ABER SO!
Man muss die Wahrheit nicht mögen, sollte sie aber einfach mal akzeptieren. Und sich die grundsätzliche Frage stellen, die da lautet, wie human bin ich wirklich in meinen Gedanken? Das gilt für Frauen mit Abtreibungsgedanken ebenso, wie auch für Männer, die solches von der (Ex-)Partnerin wünschen. Ein weites Feld also.
Oder soll(te) man sich künftig mit diesen Gedanken anfreunden:
Abtreibung – Die entsetzliche Gewöhnung!
Ein Minenfeld, in jeder Hinsicht; nur weil es „Gewebeklumpen“ sind?!
Der nachstehende Kommentarbereich steht unzensiert nun offen dafür.
– Sofern man sich eben fair, fäkalfrei und facettenreich äußern mag.
Den Artikel von Birgit Kelle finde man hinter einer Paywall:
„Die Gewöhnung an Abtreibung ist entsetzlich„, (Welt/N24)
Bilder: n-tv, BabyCenter
luisman sagte:
Naja, man gewoehnt sich an allem, auch an dem Dativ. Jetzt lach halt.
Es gibt den alten Spruch: Augen zu und durch. Wenn man die Augen aufmachen wuerde, traete der automatische Ekelreflex ein und man wurde was man vorhatte eben nicht tun. Allerdings kann man es mit der zivilisatorischen Feinsinnigkeit auch uebertreiben. Wenn man z.B. kleine Kinder mit dem Geschehen in einer Industrieschlachterei konfrontiert um sie zum Vegetarier zu machen ist das auch eher eine Ausnutzung des biologischen Reflexes fuer ideologische Zwecke.
Aber man muss sich schon wundern wie weit das Wertesystem verrutscht ist, wenn man aus ideologischen Gruenden Vegetarier wird oder sich aus trivialsten Gruenden getriggert fuehlt, andererseits aber die ekelhafte Realitaet einer Abtreibung nicht wahrhaben will.
Adrian sagte:
Das eigene Leben geht immer vor. So einfach ist das.
carn sagte:
Von einer nicht erwähnten Denkrichtung:
„Noch mal: Es geht nicht um das Thema, ob man etwas grundsätzlich und fundamentalistisch beurteilt, sondern darum, warum man Katzenbabys süß findet aber kein Problem damit hat, angehende Hähnchen schon nach der Geburt zu zerhacken bzw. pränatales Leben schon vor dem ersten Schrei und Atemzug in den Orkus zu werfen. Und es wirft auch die Frage auf, warum man das obige Bild irgendwie knuddelig findet und dennoch in die Gynäkologen-Praxis marschiert.“
1. finde das Babybild „irgendwie knuddelig“ (habe als Mann aber auch wenig in Gyn-Praxen zu suchen)
2. finde Katzenbabys weniger süß bzw. überhaupt nicht
3. habe ein Problem mit Abtreibungen, da dabei ein lebendes, wenn auch ungeborenes Exemplar der Spezies Mensch getötet wird und ich mir immer denke, dass man das Töten von lebenden Exemplaren der Spezies Mensch idealerweise doch vermeiden sollte; wir halten ja die Menschenwürde und -recht sonst immer so hoch
4. mit Schreddern von angehenden Hähnen habe ich weniger ein Problem, denn das sind keine Menschen, ergo gibt es da auch kein Problem hinsichtlich Menschenrechte und -würde; heißt aber nicht, dass man da nicht vielleicht doch nach Alternativlösungen suchen sollte
lawgunsandfreedom sagte:
Da habe ich eine eher naturalistische Einstellung dazu. Natur ist grausam (von der menschlich-moralischen Warte aus betrachtet), der Mensch ist Natur, also ist auch der Mensch grausam – egal wie sehr er auch seine moralisch hochstehenden Ideale betonen mag.
Immer wieder kollidiert die Realität mit der Utopie – und die Realität gewinnt. Geht mir das nahe? Manchmal – kommt auf meine Tagesform an. Manchmal ist mir das auch alles wurscht, weil ich die Welt halt so sehe wie sie ist. Da können auch die ganzen hochtrabenden Philosophien, der Humanismus, die Religion, nichts dran ändern.