Es geht um Jungs in unserer Zeit – und wie „weibliche Pädagogik“ sie zerbricht. Der Buchautor, Erziehungswissenschaftler und Familientherapeut, Wolfgang Bergmann, schreibt in der „Welt“ über den Erfahrungshorizont des 3-jährigen Johannes, der die Welt so sehen muss, wie die „Erzieherinnen“, und seine Mutter, diese(n) eben sehen möchten:

Jungs von heute – verweichlicht und verweiblicht

Kleine Männer wollen laut sein, raufen, sich beweisen und trotzdem geliebt werden. Doch dafür ist in der pädagogisch korrekten Frauenwelt von heute kaum noch Platz. Jungs werden mehr und mehr mit weiblichem Verständnis in Watte gepackt, harmonisiert und verweichlicht. Warum eigentlich?

[..] Johannes möchte, dass Mama stolz auf ihn ist. Er möchte aber wie ein kleiner Held seine Kindergartenwelt erobern und nicht lieb und ordentlich Buchstaben aufs Papier zeichnen. Überhaupt hat Johannes das Gefühl, dass er gar nicht richtig zur Kenntnis genommen wird. Er muss sich jetzt erst einmal kräftig durchsetzen. Das tut er auch. Er stellt sich mitten in den Gruppenraum und schreit laut: etwas, was er in den Trickfilmen gehört hat, die er schon kennt, oder seinen eigenen Namen, damit die Welt endlich erschüttert ist über seine kleine Existenz. …

Armer kleiner Mann, der du noch nicht verstehen kannst, unter welchen Umständen du aufwachsen musst. Statt dich selbst aufbauen zu können und an dir und deiner Reibung mit der Umwelt zu erwachsen, musst du Mutti und den Erzieherinnen gefallen:

„Die Erzieherinnen [..] lächeln sich an. Sie kommen eben nie zur Ruhe, diese Jungs. Immer Lärm, immer Krach. Und nicht einmal ein bisschen Konzentration und Kreativität. Wahrscheinlich haben sie wieder alle viel zu viel ferngesehen. Sie nicken sich zu und glauben Bescheid zu wissen. …“

Na, dann lächelt euch mal an und seufzt über ein Selbstverständnis, welches ihr wohl nie hattet, liebe ‚Erzieherinnen‘. Hauptsache alles konform, pflegleicht und die Zukunft einer angepassten Generation.

Der kleine Johannes interessiert dabei am allerwenigsten. Dieses Kind ist drei Jahre alt, Junge und möchte neben dem sich behaupten wollen, auch einfach nur geliebt werden:

„Die Mutter will alles richtig machen, möglichst in Absprache mit den Erzieherinnen, später den Grundschullehrerinnen. Zu Hause sind Mutter und Sohn auch ununterbrochen zusammen.“

Johannes muss sich also unterordnen, damit Mutti „alles richtig“ machen kann. Denn der kleine Junge kann mit seiner kurzen Lebenszeit noch nicht mal richtig Fremdsprachen bzw. beherrscht das Alphabet:

„Mama flüstert ihm noch eifrig zu, dass heute wieder dies oder jenes gelernt werde. Englisch zum Beispiel, spielerisch natürlich, aber er solle sich trotzdem anstrengen. „Buchstaben malen“, sagt sie, „macht auch viel Spaß, und der kleine Daniel ist schon beim U, du bist erst bei D, dabei ist Daniel doch drei Monate jünger und viel kleiner.“

Muss man solches noch weiter kommentieren?
– oder kommt man vielleicht mal ins sinnieren!

Dieser kleine Junge (Anm: nicht der in der Seifenkiste) ist in einem Dickicht gefangen, welches er in seinem Alter weder verstehen, noch sich dagegen wehren kann. Einen Ausweg könnte ihm ggf. sein Vater bieten, so er nicht
auch schon verweichlicht und verweiblicht – oder entsorgt worden ist.

Man nannte es mal das „Triangulat“: Vater – Mutter – Kind
Und warum Papis helfen, Kinder autark & stark zu machen

Heute sind wir soweit, dass man die Väter wegblendet, entfernt, aussortiert oder negativiert. Und viele Papas  kämpfen vor Gericht darum,
wenigstens ein paar Tage im Monat ihr Kind zu sehen.

Sei es auch nur, um dieses stark zu machen
– und nicht „verweichlicht und verweiblicht“

PS: Bezeichnenderweise ist die Kommentarfunktion auf der „Welt“ schon vor dem ersten Leserbeitrag deaktiviert worden.

Nachtrag: Der Blog „Männer- und Väterrechte“ hat sich auch mit dem Artikel beschäftigt


Zum Nachdenken:

Wir waren Helden

Was machte meine Kindheit aus und warum war sie anders als die heutiger Kinder.

Wir waren Helden. Wenn du nach 1978 geboren wurdest, hat das hier nichts mit dir zu tun. Kinder von heute werden in Watte gepackt!

Wenn du als Kind in den 70er oder 80er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, daß wir so lange überleben konnten!

Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags.

Unsere Bettchen waren angemalt mit Farben voller Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen und auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm.

Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen.

Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, daß wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar.

Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mußten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen.

Niemand wußte, wo wir waren und wir hatten nicht mal ein Handy dabei!

Wir haben uns geschnitten, brachen uns Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst.

Keiner fragte nach “Aufsichtspflicht”. Kannst du dich noch an “Unfälle” erinnern?

Wir kämpften und schlugen einander manchmal grün und blau. Damit mussten wir leben, denn es interessierte die Erwachsenen nicht besonders. Wir aßen Kekse, Brot mit dick Butter, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen.

Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, eigene Fernseher, Computer.

Wir hatten Freunde!!!

Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten.

Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein.
Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern. Keiner brachte uns und keiner holte uns.

Wie war das nur möglich?

Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter und mit den Stöcken stachen wir auch nicht besonders viele Augen aus.

Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, mußte lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte damals nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung.

Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, daß die Eltern ihn nicht automatisch aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren oft der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas!

Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Mißerfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wußten wir umzugehen.

Und du gehörst auch dazu.
Herzlichen Glückwunsch!