Der „Westerwald-Bote“ kommentierte hier einen Beitrag über das „Denkmal der Schande“. Mir hatte er so gut gefallen, dass ich ihm anbot, seine Meinung etwas auszuweiten und einen Gastbeitrag daraus zu machen.
Zurück kam eine lange Betrachtung, die ich in zwei Teile gesplittet habe. Der erste, nun gleich folgende, betrachtet das Thema Wähler, um sich im zweiten Teil, der noch publiziert wird, mit der US-Wahl auseinanderzusetzen:
„Die Enttäuschten.“ Teil I
Oder: Der Weg des kleines Bürgers zum unberechenbaren Wähler
Nun erwischt es den Herrn Höcke, seines Zeichens Mitglied in der AfD in führender Position und sich anscheinend nicht bewusst, was man mit diversen Äußerungen lostreten kann. Ob es nun aus einem Zusammenhang gerissen wurde oder nicht und ob er das Gesagte so meinte, wie es ihm angelastet wird, oder eben auch nicht. Es spielt keine Rolle. Für Jemanden, der selbst die Presse kritisiert – ob berechtigt oder unberechtigt – und der in der Folge nicht abzuschätzen in der Lage ist, was ihm dann blüht, fehlt ihm neben verbaler Inkontinenz scheinbar etwas ‚Feingefühl‘.
Wer hätte gedacht, dass die Begrifflichkeit des „Establishments“ und dessen Ablehnung, nach dem inflationärem Gebrauch der 68er Generation, eine neue Renaissance in anderer Form seitens einer sich neu formierenden Konservativen manifestiert, welche von den Regierenden gerne auch „rechtspopulistisch“ genannt wird, was sich ebenso unsachlich wie inflationär im heutigen Sprachgebrauch wieder findet.
Der gut bürgerliche Wähler wendet sich ab von einer Politik, die er nicht mehr versteht und die sich schon lange gegen ihn gewendet hat. Eine bislang gut steuerbare Masse, die so lange die Klappe hielt, wie das Huhn in der Suppe noch bezahlbar war, mutiert zum unberechenbaren Faktor, den es nun scheinbar zu beschimpfen und diffamieren gilt. Denn dieses Wahlpotenzial lässt sich eben nicht mehr weg reden und ignorieren, so wie es bei den Nichtwählern und gesellschaftlich Vergessenen der Fall war. Den etablierten Parteien könnte man fundiert begegnen, wäre da nicht ein Lehrer, der dümmlich Öl ins Feuer gießt und der die Munition der Gegenseite liefert, die gerne aufgelesen wird.
Die PIRATEN waren das erste große Wahlphänomen nach der Jahrtausendwende, welche in Teilen mit guter Programmatik aufmerksam machten. Zwar etwas weniger spektakulär und eher von der linken Seite, weshalb sie auch weniger Unmut zu befürchten hatten, aber ein Zeichen des Abwendens der Wählenden von eben diesem „Establishment“.
Sie entsorgten sich selbst, als sie für Paradefeministen und Andere, denen der CSD wichtiger zu sein scheint als der Kinderarmutsbericht, den Anschein gaben, ein Sammelbecken werden zu können, sodass diese in der Bedeutungslosigkeit von Twitter verlorenen Figuren hofften, in politisch bedeutsamere und gut bezahlte Positionen gespült zu werden. Ist (zum Glück) misslungen…
Der AfD könnte dies auch passieren. Was den Piraten von links außen blühte, blüht der AfD von rechts außen. Beides kann niemand gebrauchen.
Interessant ist aber, dass es sich bis jetzt in Sachen AfD – anders als bei den Piraten – nicht auf die Sympathie- und Umfragewerte auswirkt. Warum?
Schauen wir in die USA; die allem Anschein nach ja schon einen Schritt „weiter“ ist:
hengisthamar sagte:
Ja also ich kannte vor Jahren ein paar „Piraten“. Die haben, so wie ich das mitbekommen habe, jeden aus der Partei rausgeekelt, der sowas wie eine „eigene Meinung“ hatte.
Klar, dass da nur Weichspüler und sonstiges „Zeugs“ übrig bleibt.
Emannzer sagte:
Ja, das habe ich seinerzeit ähnlich erlebt. Und auch die Invasion von Randgruppen, welche den ganzen Laden übernehmen wollten. Angefangen von Agitatoren der Randgruppen und nicht enden wollend bei Protagonisten und -Innen dieser merkwürdigen Feminismus-, Queer-, Kommunismus- und sonstwas für Bewegungen.
Ich moderierte damals ein Forum mit – und kann mich noch lebhaft an die endlos langen Diskussionen (von wirklich guten Leuten) erinnern, ob man diesen oder jenen Beitrag nicht besser löschen sollte. Solche TelKos dauerten teilweise Stunden und waren für jede(n) Live verfolgbar.
Der Unterang begann mit solchen Extremistinnen wie der Helm und anderen aus der Frauenopferbewegung. Und sie wussten die Medien hinter sich (besonders übel: der „Spiegel“ und sein „Mut zur Wahrheit“).
Als dann noch die Stalinisten einfielen und sich der ganze Laden ebenso selbst verrhedderte (leider), da war dann endgültig Schluss mit der Utopie einer Basis-Demokratie. Niedergebrüllt durch die Medien, geentert durch o.g. Gruppierungen.
Tja, so war das ‚damals‘, in dieser Zeit des Aufwachsens. Einer des Aufkeimens eines kleinen Keims von Demokratie. Man könnte es auch als gezielte Hinrichtung bezeichnen.
Fiete sagte:
Der Vollständigkeit halber sollte nicht unerwähnt bleiben, daß die Piraten vorher durchaus lernfähig u. -willig waren.
Ich habe seinerzeit losen Kontakt zur Männermannschaft gehabt und mich an einem Familienrechtspad aktiv beteiligt und das lief richtig vorbildlich.
Bis dann die Feministen kamen, erst mit subversivem Terror, dann mit der Nazikeule.
Emannzer sagte:
Stimmt, die „AG Männer“ der Piratenpartei war (nach anfänglichen Startschwierigkeiten) tatsächlich ein guter Anfang. Und es lief auch gut, koordiniert sachlich. Bis dann die Helms, Wizoreks und Domscheidt-Bergs eintrudelten.
Aber es waren nicht diese Trullas, sondern u.a. auch der Kopf, von dem der Fisch anfing zu riechen. Und die Medien, welches all das bis zum Erbrechen hochjazzten.
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