Inspiriert durch diesen Beitrag von Thomas Friedrich, Autor beim Magazin „Fisch + Fleisch“, über Trennungen und wie man diese erfolgreich meistert, fielen mir wieder die 20 Bitten von Trennungskindern ein, denn sie sind diejenigen, welche am wenigsten für die Situation können – aber am meisten darunter zu leiden haben:
1. Vergesst nie: Ich bin das Kind von euch beiden. Wenn ihr euch trennen wollt, ist das eure Sache. Ich liebe euch beide. Darum will ich mich nicht von euch trennen und keinen von euch verlieren. Bitte sorgt dafür, dass ich immer zu meiner Mutter und zu meinem Vater nach Hause kommen kann.
2. Helft mir, zu dem Elternteil, bei dem ich nicht ständig bin, Kontakt zu halten. Vielleicht kann ich abwechselnd bei euch wohnen. Das wäre schön. Wenn das nicht geht, möchte ich wenigstens an den Wochenenden und in den Ferien mit jedem von euch zusammen sein. Wählt für mich die Telefonnummer, wenn ich anrufen möchte oder schreibt die Adresse auf einen Briefumschlag, wenn ich ein Bild für meinen anderen Elternteil gemalt habe. Helft mir, zu Weihnachten oder zum Geburtstag ein schönes Geschenk für meinen anderen Elternteil zu basteln oder zu kaufen. Macht von den neuen Fotos von mir immer einen Abzug für meinen anderen Elternteil mit.
3. Fragt mich nicht, wen von euch beiden ich lieber mag. Ich habe euch beide gleich lieb. Macht den anderen also nicht schlecht vor mir. Denn das tut mir weh.
4. Redet miteinander wie erwachsene Menschen. Ihr seid schließlich meine Vorbilder. Und benutzt mich nicht als Boten zwischen euch – besonders nicht für Botschaften, die meinen anderen Elternteil traurig oder wütend machen.
5. Verplant nie die Zeit, die mir mit meinem anderen Elternteil gehört. Ein Teil meiner Zeit gehört meiner Mutter und mir, ein Teil meinem Vater und mir. Haltet euch daran.
6. Seid nicht traurig, wenn ich euch verlasse und zu meinem anderen Elternteil gehe. Der, von dem ich weggehe, soll auch nicht denken, dass ich es in den nächsten Tagen schlecht hätte. Am liebsten würde ich ja immer bei euch beiden sein. Aber ich kann mich nicht in zwei Stücke reißen – nur weil ihr unsere Familie auseinandergerissen habt.
7. Seid nicht enttäuscht oder böse, wenn ich bei meinem anderen Elternteil bin. Ich vergesse keinen von euch, auch wenn ich mich dann nicht melde. Ich habe jetzt zwei Zuhause. Die muss ich gut auseinander halten, – sonst kenne ich mich in meinem Leben überhaupt nicht mehr aus.
8. Gebt mich nicht wie ein Paket vor der Haustür meines anderen Elternteils ab. Bittet den Anderen für einen kurzen Moment rein und redet darüber, wie ihr mein schwieriges Leben einfacher machen könnt. Wenn ich abgeholt oder gebracht werde, gibt es kurze Momente, in denen ich euch beide habe. Zerstört das nicht dadurch, dass ihr euch anödet oder zankt.
9. Lasst mich vom Kindergarten oder bei Freunden abholen, wenn ihr den Anblick meines anderen Elternteils nicht ertragen könnt. Aber denkt daran: Ich liebe diesen Anblick. Also verhindert nicht, dass ich meinen anderen Elternteil sehe.
10. Streitet euch nicht vor mir. Seid wenigstens so höflich miteinander, wie ihr es zu anderen Menschen seid und wie ihr es auch von mir verlangt.
11. Erzählt mir nichts von Dingen, die ich noch nicht verstehen kann. Sprecht darüber mit anderen Erwachsenen, aber nicht mit mir.
12. Lasst mich meine Freunde zu beiden von euch mitbringen. Ich wünsche mir ja, dass sie meine Mutter und meinen Vater kennen und toll finden.
13. Einigt euch fair übers Geld und vergesst nicht, dass ich bei meiner Mutter und bei meinem Vater Hunger habe und ein Bett und etwas anzuziehen brauche. Ich möchte nicht, dass ihr euch wegen mir um Geld streitet. Ihr habt mich zusammen gemacht, jetzt müsst ihr auch zusammen für mich sorgen.
14. Versucht nicht, mich um die Wette zu verwöhnen. Soviel Schokolade kann ich nämlich gar nicht essen, wie ich euch beide lieb habe.
15. Sagt mir offen, wenn ihr mal mit eurem Geld nicht klar kommt und meint nicht, ihr müsst mir unbedingt etwas kaufen, damit ich merke, dass ihr mich lieb habt. Für mich ist Zeit viel wichtiger als Geld. Von einem gemeinsamen Spiel mit euch habe ich viel mehr als von einem neuen Spielzeug.
16. Macht nicht immer soviel ,,action” mit mir. Es muss nicht immer etwas Tolles oder Neues sein, wenn ihr etwas mit mir unternehmt. Am schönsten ist es für mich, wenn wir einfach fröhlich sind, spielen, kuscheln, reden und Zeit für einander haben.
17. Lasst möglichst viel in meinem Leben so, wie es vor eurer Trennung war. Das fängt bei meinem Kinderzimmer an und hört bei den kleinen Dingen auf, die ich mit euch gemeinsam oder ganz allein mit meinem Vater oder meiner Mutter gemacht habe. Es sind kostbare Erinnerungen für mich und helfen mir, meine neue Familiensituation zu verkraften.
18. Seid lieb zu meinen anderen Großeltern – auch wenn sie bei eurer Trennung mehr zu ihrem eigenen Kind gehalten haben. Ihr würdet doch auch zu mir halten, wenn es mir schlecht ginge! Meine beiden Omas und Opas sind mir sehr wichtig.
19. Seid fair zu dem neuen Partner, den einer von euch findet oder schon gefunden hat. Mit diesem Menschen muss ich mich ja auch arrangieren. Das kann ich besser, wenn ihr euch nicht gegenseitig eifersüchtig belauert. Es wäre sowieso am besten für mich, wenn ihr beide bald jemanden zum Liebhaben findet. Dann seid ihr nicht mehr so böse aufeinander.
20. Seid optimistisch. Eure Ehe habt ihr nicht hingekriegt – aber ihr seid immer noch meine Eltern. Also lasst uns wenigstens die Zeit danach gut hinbekommen. Ich glaube, es hilft uns allen, wenn ihr meine Bitten an euch ernst nehmt. Vielleicht redet ihr miteinander darüber. Aber streitet nicht. Benutzt meine Bitten nicht dazu, dem anderen vorzuwerfen, wie schlecht er zu mir ist. Wenn ihr das macht, habt ihr nicht kapiert, wie es mir jetzt geht und was ich brauche, um mich wohler zu fühlen.
Die engagierte Buchautorin Dr. Karin Jäckel hatte es mal veröffentlich und hält somit das Copyright darauf. Im Original kann man es, inklusive lesenswertem Vorwort, hier einsehen.
Es wäre schön, wenn sich beide Elternteile auf diese Bitten besinnen würden und könnten, um festzustellen, dass man die Paar- und die Elternebene durchaus auseinander halten kann – und das im Interesse des eigenen Nachwuchses auch so wahrnehmen sollte.
Ergänzungen dazu gerne hier im Blog oder direkt bei Thomas Friederich.
Natürlich sind das gute Ansätze und Richtlinien.
Nur, nach meinen Erlebnissen und Beobachtungen ist es eigentlich immer die Mutter , die sich nicht dran hält. Und Hintertreibung zur Kontrollausübung von ihrer Seite her war meist auch bereits vor der Trennung vorhanden, d.h. die von ihr ausgehende Gewalt gegenüber Vater und Kind ist nicht nur unmittelbar mit der Trennung verbunden.
Es machen auch manche Väter, aber der weitaus größte Teil sind tatsächlich Mütter.
Das hängt mit ihren Bindungsverlustängsten und mit der unausweichlichen Situation bei Mutterschaft zusammen sowie der unhinterfragten (weil tabuisierten) Verantwortlichkeit der Mütter für ihr Verhalten.
Männer reagieren irgendwann, wenn sie es merken oder bereits anfangs, mit Flucht, weil sie wissen, dass sie keine Chance haben. Entgegen allen solchen Beteuerungen.
Deshalb klappt es meist nicht. Ein Problem häuslicher Gewalt, dass meist Frauen begehen, sich dann aber typischerweise (in der Aggressionsform Hypoagency) gut als Opfer darstellen und DARVO (Deny, Attack, Reverse Victim and Offender) betreiben. Es wirkt fast wie das Gegenstück zum Vergewaltigungsthema. Nur das es hier tatsächlich solch eine Kultur gibt.
Und es ordnet sich in den Kanon des projezierenden Feminismus mit seinen Kafkafallen ein.
„Nur, nach meinen Erlebnissen und Beobachtungen ist es eigentlich immer die Mutter , die sich nicht dran hält.“
Das ist etwas verkürzt betrachtet. Zum einen, weil die Mütter immer noch in über 80% der Fälle das ABR erhalten, oder sich einfach faktisch durch Mitnahme der Kinder selbst zuweisen.
Zum anderen – und das ist das Hauptproblem – weil es ein asymmetrisches Machtverhältnis im Familienrecht gibt.
Wer aber davon ausgehen kann, auch im Unrechtsfalle vor Gericht zu obsiegen, der schert sich wenig um Recht und Gesetz.
Da geben sich Mütter und Väter nichts.
Das Problem sind also nicht die Mütter, sondern eine sexistische Justiz, gleichgütig, ob aus feministischer oder konservativer Einstellung heraus.
Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels. Ausgerechnet das bisher durch besonders menschenverachtende und sexistische Spruchpraxis berüchtigte OLG Brandenburg hat – dem VAfK-Ticker zufolge – augenscheinlich einen Paradigmenwechsel vollzogen und die Hürden für ein gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander verheirateter Eltern SEHR hoch gelegt.
Ob das auch Folgen auf die praktische Elternschaft hat, wird sich noch zeigen.
Es scheint aber tatsächlich so, dass sogar wir noch ein grundgesetzkonformes Familienrecht erleben werden.
@Carnofis
Das ist ja nicht falsch was du da sagst. Es spielt natürlich eine Rolle und es sind wichtige Punkte!
Aber ich habe da auch noch von etwas anderem gesprochen. Von einem Missbrauchs- bzw. Gewaltverhalten der Mutter, das durch die erwähnte geschaffene Asymmetrie noch gestützt wird.
Es ist ein Gewaltverhalten von Seiten der Mutter vorhanden, das weiterhin bestehen bleibt. Deshalb laufen die Punkte ins Leere, solange dies nicht explizit angesprochen wird und hier auch greifende Maßnahmen erfolgen.
Die Worte höre ich sehr wohl …
Das Wissen hierüber haben die sog. „Experten“ schon lange. Im stillen Kämmerlein bekommt das Rat suchende Elternteil (meist das nicht betreuende) ein wenig Honig um’s Maul geschmiert und gesagt, wie es sich zu verhalten hat, während im Hintergrund die Messer gewetzt werden.
Die Wahrheit äußert sich tatsächlich so, wie sie einmal ein Vater auf Nachfrage (hier ein Auszug) so formulierte:
„Sie haben gefragt, welche Wahrheit die Richtige ist. Ich kann es Ihnen sagen. Die Wahrheit des Menschen, bei dem die Kinder leben. Nichts anderes zählt für Kinder. Ich wollte meine Kinder nach der Trennung nie dem Zwist aussetzen, sich entscheiden zu müssen. Ich dachte, unsere Trennung sei Erwachsenensache. Ich habe nicht damit gerechnet, dass immer zwei Menschen nötig sind, um diesen Vorsatz auch in die Tat umzusetzen. Heute bin ich schlauer. Heute sage ich: Wer zuerst erzählt und klagt, wer am lautesten schreit, dem wird geglaubt. Ich habe immer versucht, für meine Töchter alles richtig zu machen. Ich wollte ein Vater bleiben. Ich habe viel dafür eingesetzt, fast alles um genau zu sein. Ich fürchte, ich habe verloren.
… dem ist nichts hinzu zu fügen.
@PetPanther. @Carnofis und @Andreas Puderbach:
Vielen Dank für eure ergänzenden und erweiternden Kommentare, die ich allesamt so unterschreiben würde.
Gern würde ich noch einen anderen Aspekt mit einbringen: Oft geht es auch um finanzielle Interessen und die Suche nach Verbündeten (die Kinder). Es ist vollkommen egal, ob der meist Vater Kontakt hat, zahlen muss er trotzdem.
Daher wird es wohl auch keine 50:50 Betreuung geben, denn dann fällt ja die Apanage weg (aber nur dann, bei 40:60 ist Kohle fällig).
Aber nun zum Missbrauch: Die Kinder auf seine Seite zu ziehen, mag ja das eigene und schwache Ego streicheln – aber es ist und bleibt Missbrauch.
In Ergänzung zum Hinweis, dass auch Väter solches abziehen:
Es gab mal ein Projekt entfremdet.de und interessanterweise spiegelten sich da die Anteile, bei denen 90 Prozent bei der Mutter lebten und 10 Prozent beim Vater:
In gleicher Relation (ca. 10%) sah man dort entsorgte Mütter. Wer das Kind hat, hat also die Macht. Und deshalb wohl der erbitterte Streit darum – auf dem Rücken der Kleinen.