Auf seinem Blog „Man-Tau“ schrieb Lucas Schoppe, im Artikel Kernschmelze über den Januar dieses Jahres. In diesem lesenswerten Rückblick auf einen furchtbaren Monat gab es u.a. auch ein Zitat, das wohl übel aufgestoßen ist (es ging um die Absage der ÖR an die AfD zur Elefanten-Runde in RP und BW):
„Diese – trotz aller Durchgeknalltheit der AfD – undemokratische Entscheidung ist zwar mittlerweile modifiziert worden, gleichwohl haben sich auch hier Massenmedien als einseitig, politisch gesteuert und unzuverlässig präsentiert.“
Denn es gab dazu eine Diskussion, die sich mit der oben genannte Aussage auseinandersetzte. Vorausgegangen war dem ganzen ein ‚Schiessbefehl‘ von Frau von Storch als u.a. Beleg für diese „Durchgeknalltheit“. Der Kommentator @xyz schrieb dazu eine lange Antwort, die nicht untergehen sollte:
Wirklich wichtig ist mir die AfD eigentlich nicht, aber langsam wundere ich mich wirklich über den allgemeinen Umgang mit der Partei.
Ich finde es jedenfalls nicht besonders überzeugend, einerseits die Schaffung von Freund-Feind-Mustern als problematisch zu sehen bzw. dass sich die Regierung für die Grenzsicherung für unzuständig erklärt und andererseits die Freund-Feind-Muster (Durchgeknalltheit) zu fördern und es als „Dämlichkeit“ zu bezeichnen, wenn eine Partei sich nicht vor Antworten drückt bzw. auf Diskussionen einlässt.
Da grob geschätzt alle weiteren Staaten auf diesem Planeten ihre Grenzen sichern, sollte es zumindest zulässig sein, dass man dieses auch hier diskutieren darf; ohne dass man gleich als durchgeknallt oder dämlich bezeichnet wird. Die Leute, die diesbezügliche Aussagen der AfD für unvertretbar halten, vertreten dann ja doch im Umkehrschluss, dass sie für offene Grenzen und somit auch für einen nahezu ungehinderten Zuzug in die hiesigen Sozialversicherungssysteme sind. Und ich könnte mir vorstellen, dass nahezu alle weiteren Staaten auf diesem Planeten dieses als viel eher durchgeknallt und dämlich betrachten könnten als den Willen. Zu meinen, wir können die Grenzen und die Sozialsicherungssysteme ja ohnehin nicht schützen und deswegen ist jeder, der über Sicherungsmöglichkeiten nachdenkt, durchgeknallt und dämlich, erinnert eher an den Geisterfahrer, der sich über tausenden von Geisterfahrern wundert.
Und wieso sollte im Rahmen der ultima ratio es durchgeknallt und dämlich sein, zur Verhinderung von Straftaten oder rechtswidrigen Handlungen auch über den Einsatz von Waffen nachzudenken?
Stellen Sie sich vor, ein Männer würden Frauen begrapschen und somit die Grenzen der Selbstbestimmung der Frau überschreiten und man würde die Frau für durchgeknallt und dämlich erklären, wenn sie im Rahmen der Verteidigung ihrer Grenzen auch über den Einsatz von Waffen (z.B. Elektroschockern) nachdenkt oder man würde ihr erklären, dass für bloße Grenzüberschreitungen nun wirklich der Einsatz von Waffen zur Selbstverteidigung nicht verhältnismäßig sei und sie die rechtswidrigen Grenzüberschreitungen nun einmal dulden müsse. Und auch die Polizei könne dagegen leider nichts unternehmen, denn außer freundlich um die Einhaltung der Grenzen zu bitten, könne die Polizei die Verhinderung der rechtswidrigen Handlungen leider auch nicht verhindern.
Oder stellen Sie sich vor, es würden einfach ein paar Leute bei Ihnen in die Wohnung eindringen, da Grenzsicherungen (z.B. verschlossene Haustüren) nur Durchgeknallte befürworten und Sie gegen das rechtswidrige Eindringen in ihre Wohnung auch nichts unternehmen dürfen. Sie dürfen vielleicht versuchen, ohne Waffen die Leute am Eindringen aufzuhalten, aber wenn es zu viele Leute sein sollten und sie mit dem gewaltfreien Aufhalten überfordert sind, müssen sie das Eindringen in Ihre Wohnung halt einfach dulden, da die Grenzsicherung bzw. die Einhaltung von Gesetzen ja nicht möglich ist. Und, wenn sie dann für alle Personen in Ihrer Wohnung zudem auch noch für unterhaltsverpflichtet betrachtet werden, denen Sie das Existenzminimum zu gewähren haben, dann werden Sie sich vielleicht doch mal fragen, ob es wirklich durchgeknallt und dämlich ist, wenn Sie für die Einhaltung und Durchsetzung von Grenzen sind.
Man kann ja gerne politisch vertreten, dass die Grenzsicherung unerwünscht und der Zuzug in die Sozialversicherungssysteme begrüßenswert ist, aber es sollte in einer freien Demokratie zumindest zulässig sein, auch eine andere Ansicht vertreten zu dürfen. Denn komischerweise habe ich bisher noch keinen einzigen Befürworter der offenen Grenzen gesehen, der auch in Bezug auf seine eigene Wohnung die gleichen Grenzoffenheit akzeptiert. Und da wir vermutlich der einzige Staat auf diesem Planeten sind, welcher es für unzulässig erklären möchte, seine Grenzen notfalls auch mittels Waffen zu verteidigen, sollte man sich vielleicht klar machen, dass man mit der Verwendung von solchen Kampfbegriffen wie durchgeknallt und dämlich wohl auch recht arroganz sämtliche weiteren Staaten auf diesem Planeten, die ihre Grenzen notfalls auch mittels Waffen beschützen würden, für durchgeknallt und dämlich hält.
Im Übrigen gibt es ja auch noch Politiker aus anderen Parteien (z.B. Palmer von den Grünen), die so durchgeknallt und dämlich waren, ebenfalls den Einsatz von Waffen zur Grenzsicherung in Betracht zu ziehen. Oder nehmen wir die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages und ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen (Claudia Roth), die offen darüber spricht, dass nicht alle zu uns kommenden Menschen „unmittelbar verwertbar“ sind und ihre Aussage auf Vorhalt damit rechtfertigt, dass man ja „ehrlich“ sein soll. Wie Sie schon richtig schreiben, hat der Vorsitzende der Hamburger Grünen alle Männer für potenzielle Vergewaltiger bezeichnet. Und, wenn man die Feminismuspolitik nimmt, dann sind die Aussagen diesbezüglicher Politiker gar nicht so weit vom Rasissmus entfernt. Denn auch im Feminismus werden aufgrund von biolgischen Merkmalen Feindbilder geschaffen und Personenkreis mit bestimmten anderen biologischen Merkmalen Vorteile verschafft. Denn ob man nun z.B. sagt, dass man extra Deutschenparkplätze für notwendig hält, weil sich die Deutschen unter den Ausländern nun einmal unwohl fühlen oder ob man statt Deutscher = Frau und staat Ausländer = Mann sagt, ist ungefähr die gleiche „rassistischen Tradition“ bzw. „stumpfe Typisierung“. Oder nehen wir z.B. Frau Schwesig, die davon redet, dass diejenigen, die sich an die deutschen Werte nicht halten, ihr Gastrecht verwirkt haben. Zugegebenermaßen bezog Frau Schwesig dieses Hochhalten deutscher Werte vermutlich ausschließlich nur auf den Schutz von Frauen, aber zu den deutschen Werten gehören eigentlich auch alle anderen gültigen Gesetze und somit z.B. auch, dass die Einreise ohne oder sogar mit gefälschten Ausweispapieren eine Straftat darstellt (wenn diesbezüglich nicht flächendeckend mit juristischer Freestyle-Akrobatik die Strafverfolgung außer Kraft gesetzt werden würde). Aber warum sollten wir überhaupt noch versuchen, die Grenzen von Frauen zu schützen, wenn uns anderweitig erklärt wird, dass der Schutz von Grenzen nur von Durchgeknallten gefordert wird?
Und da es offenbar ausreicht, wenn einzelne Politiker Dinge vertreten, um dann die ganze Partei für „durchgeknallt“ und „dämlich“ zu bezeichnen, sollten Sie den gleichen abwertenden Sprachstil vielleicht auch noch in Bezug auf alle anderen Parteien ergänzen. Denn ich bin mir sicher, dass man in jeder Partei Personen finden wird, die Vergleichbares gesagt haben, weil diese z.B. den offenen Zuzug in die sozialen Sicherungssysteme oder halt andere Dinge (Begrapschen von Frauen) für problematisch halten. Entsprechend sind dann die CDU, SPD, Grünen, Linken, FDP … nicht minder duchgeknallt und dämlich.
Aber in der heutigen Zeit sind vermutlich tatsächlich nur diejenigen als durchgenallt und dämlich zu bezeichnen, die es in einem Rechtsstaat doch tatsächlich für nicht unwichtig erachten, dass gültige Gesetze auch eingehalten werden und der Staat möglichst um die Verhinderung von rechtswidrigen Taten bemüht ist.
Das sieht für mich alles eher nach einer ziemlichen Bankrotterklärung des Rechtsstaates aus, wenn die Einhaltung von gültigen Gesetzen für so offen nicht durchsetzbar erklärt wird und alle Andersdenkenden auch noch abwertend in eine politisch unvertretbare Ecke gestellt werden. Wieso kann man sich nicht einfach nur darauf beschränken, dass man eine andere Ansicht vertritt?
Mich würde es im Übrigen mal interessieren, wie das ganze finanziert werden soll? Denn offenbar verzichtet die Presse ja darauf, von den verantwortlichen Politikern vor den Wahlen nach diesbezüglichen Antworten zu bohren, um nicht unnötig die Durchgeknallten politisch zu stärken. Dass nach den Wahlen Steuererhöhungen sich vermutlich kaum vermeiden lassen werden, dürfte wohl auch für Nichtdurchgeknallte nicht völlig abwegig erscheinen. Und bei den bisher kolportierten ca. 50 Mrd. für ca. zwei Jahre braucht man ja nur mal den Taschenrechner benutzen, um zu erahnen, welche ungefähren Kosten auf jeden Steuerzahler zukommen könnten bzw. dass das nicht ohne Leistungskürzungen geht.
Aber wie gesagt, um vermutlich zu verhindern, dass der Wähler informiert wählen kann, sollte man den Wähler nun wirklich nicht mit Wissen belasten, welches bei seiner Wahlentscheidung zum durchknallen führen könnten. Im Einsatz für das Gute und gegen die falschen Parteien muss dann halt auch mal die Presse auf solche Fragen gegenüber den verantwortlichen Politikern verzichten.
Zu einem Rechtsstaat gehören zwar eigentlich auch freie Wahlen und zu freien Wahlen eigentlich auch transparente Informationen über die Dinge, welche für den Wähler entscheidend sein könnten. Aber wieso sollte man auch um einen Rechtsstaat bemüht sein? Das würde ja nur die Durchgeknallten stärken!
Die Erwiderung des Autors darauf kann man übrigens hier -> einsehen
PS: Der Blogger Luismann reflektiert über das Versagen linker Männerpolitik
Unglaublich sagte:
Hallo Emmanzer,
Klonovsky schrieb in seinem Buch „Der Held – ein Nachruf“ eine rhetorische Frage: Wenn die derzeit vom Zeitgeist beseelte Gesellschaft die Wahl hätte durchs heutige Griechenland zu reisen, wenn würde man gerne als Reiseführer wählen – Achilles oder Umberto Eco? Keine Frage, bei den hiesigen Intellektuellen, wäre sicherlich Eco der geistreichere Partner..(bei den Intellektuell_innen bin ich mir nicht sicher) ..wie würde es aber aussehen, die Reise würde vor 2000 Jahren stattfinden?
…die, die eine Abwehr durch Schusswaffen – als Ultima ratio – ablehnen, vergessen all zu oft, dass sie den heutigen Wohlstand auch – aber nicht nur – einem allzu häufigen Gebrauch einer Schusswaffe zu verdanken haben..
lawgunsandfreedom sagte:
Da gibt’s ein schönes Zitat von George Orwell:
”Leute die durch Geld und Kanonen vor der Wirklichkeit geschützt sind, hassen die Gewalt zu Recht und wollen nicht einsehen, das sie Bestandteil der modernen Gesellschaft ist und das ihre eigenen zarten Gefühle und edlen Ansichten nur das Ergebnis sind von Ungerechtigkeit, gestützt durch Macht.”
– George Orwell
Aktuell gibt’s in einigen Zeitungen einen Artikel darüber, daß sich in Bayern die Zahl der „kleinen Waffenscheine“ verdoppelt hat und die Grünen das als Zeichen von „Selbstjustitz“ sehen und was dagegen unternehmen wollen.
Wenn ein Politiker schon nicht zwischen – zu Recht verbotener – Selbstjustiz und dem Naturrecht „Selbstverteidigung“ unterscheiden kann …
elmardiederichs sagte:
Auch die heutigee Versorgung der Gesellschaft durch Justiz mit Rechtsfrieden und mit Gesundheit durch öffentliche Krankenhäuser verdanken wir, historisch gesehen, dem Handabhacken und Foltern sowie dem Schröpfen und dem Aderlass.
Und das sehen wir auch nicht als Grund an, deren Gebrauch heutzutage zu beführworten.
Unglaublich sagte:
Es geht nicht ums beführworten, es geht um die Legitimation sich im äußersten Fall der Fälle – wenn nichts anderes mehr hilft, eine Schusswaffe einzusetzen.
Völliger Irsinn, dies nicht in Betracht zu ziehen.
Und was mittelalterliche Foltermethoden bzw. Hand abhacken mit Verteidigung des selbst erwirtschafteten Hab und Gut zu tun hat, erschliesst sich mir nicht.
elmardiederichs sagte:
Das ist doch ganz einfach: Der Rechtsstaat ist aus den Foltermethoden hervorgegangen, so funktionierte damals Gerichtsbarkeit. Aber das macht den Quatsch nicht zu einem wichtigen Baustein des Rechts, zu einer beachtenswerten ultima ratio.
Mit Waffen ist das analog.
lawgunsandfreedom sagte:
@Elmardiederichs
Notwehr und Selbstjustiz haben nichts miteinander zu tun. Ersteres ist ein Recht (genauer geregelt in den §§ 32 – 35 StGB), letzteres ist verboten (Ehrenmorde, etc.). Beides ist leicht zu unterscheiden, wird aber von Medien und Politik gerne synonym verwendet.
Die Begriffe Notwehr und Selbstjustiz sind aber strikt zu trennen, da sie völlig unterschiedliche Tatbestände beschreiben.
Wie Du da von mittelalterlichen Körperstrafen auf modernes Strafrecht kommst, erschließt sich mir nicht. Selbstverteidigung ist als Naturrecht sogar ein direkter Ausfluß aus den Menschenrechten und wurde sogar vom Vorzeigepazifisten Gandhi befürwortet.
Maesi sagte:
Dazu braucht man keineswegs die Historie zu bemühen. Auch die heutige Polizei kann als ultima ratio von der Waffe Gebrauch machen. Wenn es nicht so wäre, hätten die Polizeibeamten keine Dienstwaffe.
Der Staat ist per definition auf dem Prinzip der Gewaltanwendung aufgebaut und kann diese – natürlich immer angepasst an die konkrete Situation – auch ausüben. Das nennt man Gewaltmonopol des Staates. Nur so kann der Staat überhaupt funktionieren.
Wenn ein Bürger beispielsweise seine Steuern nicht bezahlt, dann bekommt er zuerst mildere Gewaltformen in Form von (gebührenpflichtigen) Mahnschreiben des Finanzamts zu spüren. Wenn er sich weigert zu bezahlen, dann werden seine Vermögenswerte gepfändet; eventuell kommen sogar Vollzugsbeamte zum Pfänden in der Wohnung vorbei. Wenn der Bürger sich immer noch weigert, nimmt sich die Staatsanwaltschaft des Falles an und irgendwann stehen bewaffnete Polizeibeamte vor der Tür und begehren Einlass. Und wehe, wenn sich der uneinsichtige Steuerpflichtige immer noch weigert zu kooperieren! Er wird unter Androhung von physischer Gewalt in den Knast geschickt; wenn er sich dagegen wehrt wird er niedergeknüppelt. Und wenn er sich mit einer Waffe gegen das Niederknüppeln wehrt, wird er im äussersten Notfall erschossen. Exakt so weit geht die Vollmacht des Staates, an der Gewaltspirale zu drehen. Glücklicherweise lassen es die meisten uneinsichtigen Bürger nicht bis zum äussersten kommen und fügen sich der Staatsgewalt spätestens dann, wenn die Staatsanwaltschaft die Polizei vorbeischickt.
Insofern ist mir nicht klar, was an den Äusserungen der AFD-Politiker so verachtenswert war; sie haben lediglich die geltende Rechtslage im Grenzschutz verdeutlicht. Aber für manche Traumtänzer ist die Konfrontation mit der Realität geradezu traumatisierend. Ganz besonders trifft das auf jene Traumtänzer zu, die in der Staatsgewalt das Mittel zur Lösung aller Probleme sehen, wenn sie hinterher selbst Opfer der staatlichen Gewaltanwendung werden.
wollepelz sagte:
Ich habe gerade gesehen, dass der Herr Pseuonym-Schoppe extrem viel Unsinn über die Aussagen der AfD in seinen Kommentaren absondert. Dinge, die niemals jemand von der AfD gesagt hat, werden als Tatsachen verbreitet.
Schon schade, wenn man nur die Medien liest und denen auch noch glaubt.
petpanther sagte:
Die AfD ist natürlich nicht durchgeknallt und dämlich.
Überhaupt ist es auch so, dass sie von Frauen Maßgeblich mitgestaltet wird.
ZB. und u.a. Dr. Petry, von Storch, Dr. Weidel.
Nur fallen sie nicht ins feministische Schema.
Christine sagte:
Guter Beitrag – der Kommentar war es tatsächlich wert, hier eingestellt zu werden.
Pingback: JAWO am Mittwoch – KW 20/2016 – Geistheiler! - NICHT-Feminist